Wechselbeziehung zwischen Sprache und Kultur

Japanisch: Ural-altaische oder japonische Sprache? Die umstrittene Entstehungsgeschichte dieser Sprache ist nach wie vor ungeklärt. Dadurch wird sie mit ihrer schwierigen Zuordnung im weltweiten Sprachensystem so einzigartig. Es handelt sich um eine äußerst kontextbezogene Sprache, deren Faszination man beim Erlernen ihrer Komplexität kennen lernt. Zur Veranschaulichung werden hier einige kennzeichnende Elemente des Japanischen angeführt:

  • Phonetik: lautarm und reich an Homophonen, was nur möglich ist, da das Gesprochene eng an die Umstände geknüpft ist, unter denen das Gespräch stattfindet.
  • Syntax und Grammatik: Zusätzlich zu verschiedenen grammatikalischen Konstruktionen, für die es in den europäischen Sprachen keine vergleichbaren Strukturen gibt, weist Japanisch einige Besonderheiten auf. Es ist eine Sprache, die nach der syntaktischen Ordnung SOV (Subjekt-Objekt-Verb) funktioniert, und die einzigen Satzzeichen sind der Punkt und der Beistrich. Außerdem werden im Japanischen die Verben nicht nach der Person konjugiert, es gibt keine definierte Pluralform und das Geschlecht der Nomen wird nicht in männlich, weiblich oder sächlich unterschieden.
  • Schriftform: Ihre Komplexität kompensiert die einfache Phonetik. Die japanische Schrift hat sich über 500 Jahre entwickelt und setzt sich heute aus vier zusammenhängenden Systemen zusammen: Hiragana und Katakana  (phonetische Transkription der Silbenlaute), Romaji   (Übertragung in lateinischen Buchstaben) und Kanji (die so genannten Synogramme). Um einen in Standard-Japanisch geschriebenen Text verstehen zu können, ist die Kenntnis von etwa 2000 Zeichen notwendig.
  • Höflichkeitssprache: das Keigo ist die “japanische Höflichkeitsform”, die anhand ihrer besonderen Grammatik die komplexen und von Hierarchien geprägten sozialen Beziehungen, durch die sich die japanische Kultur auszeichnet, widerspiegelt. Keigo unterteilt sich in drei Ebenen: Kenjogo ( bescheidene Sprache), Teineigo (freundliche Sprache) und Sonkeigo (respektvolle Sprache), die ihrerseits verschiedene Nuancen aufweisen können. Die Verwendung des Keigo in all seinen Ausprägungen macht das Japanische für uns schwer zugänglich, gleichzeitig erfahren wir dadurch sehr viel über die Hierarchie der Gesprächspartner und die Verhaltensdynamik.

All diese Faktoren machen deutlich, dass die Kontaktaufnahme mit der japanischen Kultur, die sich so sehr von der unseren unterscheidet und so vielschichtig ist, ein schwieriges und heikles Unterfangen darstellt.
Dabei geht es auf der Ebene der Kommunikation nicht nur um die einfache Übersetzungstätigkeit, sondern um einen komplexen Prozess der kulturellen Mediation und Anpassung sowie der Neuformulierung und Lokalisierung der Konzepte abhängig von den unterschiedlichen sprachlichen und sozialen Gegebenheiten. Auf professioneller Ebene benötigt man dazu fachlich ausgebildete Sprachmediatoren, um unangenehme Missverständnisse (in Bezug auf die Sprache oder die Umgangsformen) zu vermeiden, die den Erfolg geschäftlicher Verhandlungen gefährden könnten. Aber wie positioniert sich eigentlich das heutige Japan in der Welt? Wir möchten hier einen kurzen Abriss des aktuellen sozioökonomischen Panoramas liefern.

In welche Richtung entwickeln sich Währungspolitik und Überseebeziehungen?

Mit einer der weltweit größten Wachstumsraten auf dem Gebiet der Technologie (vor allem bei Elektronik, Informatik und Mechanik) und einem BIP von über 5390 Milliarden US-Dollar(1) stellt Japan knapp hinter den USA und China die drittstärkste Wirtschaftsmacht der Welt mit einem zugleich viel versprechenden und anspruchsvollen Markt dar, in den man nur schwer eindringen kann. Diese Schwierigkeiten beruhen nicht nur auf den kulturellen Unterschieden, die sicherlich in großem Ausmaß auf die Handelsbeziehungen mit einem so komplexen und im Verhältnis zu unserer Denkart so gegensätzlichen Land, aber auch auf die Wirtschafts- und Währungsvoraussetzungen zurückzuführen sind. Nach den Jahrhunderten des so genannten Sakoku , der Isolationspolitik, hat sich Japan durch die von Commodore Perry erzwungene Öffnung für den Handelsaustausch (beschlossen mit dem Vertrag von Kanagawa) hin zu einer weltweiten Wirtschaftsmacht entwickelt. Derzeit ist jedoch kein Gleichgewicht gegeben, was wir anhand einiger Aspekte untermauern möchten.

  • Nach den Jahrhunderten des so genannten Sakoku , der Isolationspolitik, hat sich Japan durch die von Commodore Perry erzwungene Öffnung für den Handelsaustausch (beschlossen mit dem Vertrag von Kanagawa) hin zu einer weltweiten Wirtschaftsmacht entwickelt. Derzeit ist jedoch kein Gleichgewicht gegeben, was wir anhand einiger Aspekte untermauern möchten.
  • Nach der Krise: Bis vor wenigen Jahrzehnten galt Japan als das Land der Bubble Economy(2) mit einer Spekulationsblase, die nach dem Platzen gegen Mitte der 1990er-Jahre das Land der aufgehenden Sonne zwischen 1997 und 2000 in eine Wirtschaftskrise schlittern und die Staatsverschuldung vehement ansteigen ließ. Obwohl in den darauf folgenden Jahren eine deutliche Erholung erkennbar war, bleibt bis heute eine enorme staatliche Verschuldung bestehen.
  • Die Währung: Die starke Tendenz des Yen zur Überbewertung hält an, und das trotz der Handelsinteressen der Vereinigten Staaten und anderer Nationen, japanische Produkte zu importieren, sowie wiederholter Versuche der nationalen und internationalen Währungspolitik, die zu starke Währung abzuwerten.
  • Dies hat sich dadurch bestätigt, dass trotz eines zarten Aufschwungs zwischen 2009 und 2010 nach der weltweiten Krise der Jahre davor der interne Konsum in Japan stagniert und es noch keine Anzeichen für einen Anstieg gibt, ganz im Gegenteil, er ist weiterhin im Sinken begriffen. Aufgrund dieser Entwicklung versucht das Land, die Übersee-Investitionen anzukurbeln (etwa 43,9 % im Ausland gegenüber 5,9 % auf dem internen Markt) (3)

Bedauerlicherweise hat der starke japanische Yen beträchtlich zum drastischen Exportrückgang einiger Produkte insbesondere auf dem Automobilsektor geführt. Die Branche bildete einen der Grundpfeiler der japanischen Wirtschaft und wurde durch die vorübergehende Schließung einiger Werke infolge des Erdbebens von Sendai zusätzlich geschwächt. Eine weitere Belastung stellen natürlich die Sicherheitsvorkehrungen nach dem Unfall im Atomkraftwerk Fukushima dar, durch die der Export von Lebensmitteln erheblich erschwert wird. Alle diese Faktoren zusammen gefährden die Politik zur Ankurbelung der Exporte.
Um Abhilfe zu schaffen, arbeiten die G7-Staaten an möglichen gemeinsamen Maßnahmen von EU, USA und Japan, um den Währungsfluss des japanischen Yens zu fördern und damit seinen Rekordanstieg einzudämmen. Durch die starke Entwertung des US-Dollars hat der Wechselkurs USD/Yen vor kurzem ein historisches Tief erreicht. Im März lag er bei etwa 80 Yen pro US-Dollar, wobei der historische Tiefststand am 17. März etwa 76,5 betrug, was auf den Crash der Tokyoter Börse aufgrund des Tsunami vom 11. März 2011 zurückzuführen ist. Seit 1995 hatte der Wechselkurs von USD/Yen keinen ähnlich tiefen Wert erreicht (damals lag er bei 83,19)(4).
Der Wechselkurs zum Euro folgt einer analogen negativen Tendenz, wenn auch in abgeschwächter Form. Es ist bemerkenswert, dass der Wechselkurs Euro/Yen von etwa 165-170 im Jahr 2008 auf 135 im Jahr 2009 und wenig mehr als 120 im vergangenen Jahr gesunken ist. Derzeit bewegt sich der Wechselkurs Euro/Yen um die 115 Yen pro Euro.

Dadurch ergibt sich ein ebenso interessantes wie kontroversielles Szenario: auf der einen Seite der Versuch der ausländischen Handelsmächte, den japanischen Export in Schwung zu bringen (begünstigt durch die derzeitige effektive Notwendigkeit Japans, die Marktorientierung nach außen zu lenken), auf der anderen Seite eine Währungspolitik, die stets darauf ausgerichtet ist, die Überbewertung des Yen zu stoppen. Die Überbewertung wird durch den schwachen internen Konsum beeinflusst und durch die jüngsten Ereignisse destabilisiert. Dabei wird das professionelle Agieren eines Landes, das trotz alledem noch Marktführer in Asien ist, auf eine harte Probe gestellt, und hinsichtlich der künftigen Entwicklung gibt es sehr uneinheitliche Expertenmeinungen.

ANMERKUNGEN

(1)Daten: Schätzungen des Internationalen Währungsfonds, 2010.
(2) Die Spekulationsblase, die vor allem den japanischen Immobilienmarkt betraf, bestimmte das unvorstellbare Wirtschaftswachstum in Bezug auf das BIP zwischen den 1960er- und den 1980er-Jahren.
(3)Giappone. Rapporti Paese Congiunti – 1° semestre 2010, ICE (Istituto degli Affari Esteri), pag. 2
(4) Quelle: http://ja.wikipedia.org/wiki/%E5%86%86_(%E9%80%9A%E8%B2%A8)

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