Die Unterschiede zwischen Amerikanischem Englisch und Britischem Englisch kommen in den letzten Jahren zwar immer häufiger zur Sprache, werden oft aber hartnäckig mit einer gewissen Oberflächlichkeit und Gleichgültigkeit behandelt. Es hat wenig Sinn, dafür einen Sündenbock suchen zu wollen.

Eins ist sicher: in den Lehrplänen der Oberstufe wird der Lokalisierung in der englischsprachigen Kommunikation (britisch und amerikanisch) nicht die nötige Aufmerksamkeit eingeräumt. Vielmehr bestätigt sich in vielen Schulen und Bildungseinrichtungen der Trend, die Varianten des British English als die einzig zulässige Form der englischsprachigen Kommunikation zu vermitteln und jene Entwicklungen, die diese Sprache in der Neuen Welt durchlaufen hat, einfach außen vor zu lassen. Ein kurzsichtiger Ansatz, der keine Rücksicht darauf nimmt, wie wichtig American English vor allem im späteren Berufsleben sein kann.

Allgemein beschränkt sich die Wahrnehmung der beiden Varianten des Englischen auf eine Reihe von Vokabeln, Redewendungen oder die Konjugation einiger irregulärer Verben.

Tatsächlich handelt es sich aber um sehr viel tiefergreifende Unterschiede, die sich nicht ausschließlich auf den Wortschatz beschränken, sondern sich auch auf grammatikalischer Ebene manifestieren. Oft sind sie auf geschichtliche und kulturelle Aspekte zurückzuführen, die eine Schlüsselrolle bei der Strukturierung einer Sprache spielen.
Mangelndes Sprachbewusstsein birgt die Gefahr von Missverständnissen, die auch den Ausgang von Verhandlungsgesprächen beeinflussen können.

Sie meinen, das sei übertrieben?

Bei einem Treffen mit den Alliierten konnte Winston Churchill sich selbst davon überzeugen, welch enorme Bedeutung die Unterschiede zwischen den beiden Varietäten der englischen Sprache haben können, als die unterschiedliche Auslegung des Verbs „to table“ nämlich zu einer gewissen Verwirrung unter den Gesprächsteilnehmern führte (Details zu dieser Anekdote finden sich in dem Band „The Second World War, Volume 3: The Gathering Storm“).

In England bedeutet das Verb to table (ähnlich wie der Ausdruck to put sth. on the table) nämlich „vorbringen“ oder „vorschlagen“ (wie zum Beispiel die Tagesordnungspunkte in einem Meeting). In den USA hingegen trägt dasselbe Verb die Bedeutung „verschieben“ oder (einen Vorschlag) „zurückweisen“. Genau das Gegenteil eben.

Als die Engländer also vorschlugen, ein ihrer Meinung nach vorrangiges Thema zu diskutieren (oder to table, wie es auf British English hieß), entgegneten die Amerikaner brüsk, dass es unmöglich sei, eine so wichtige Diskussion einfach zu verschieben (oder eben to table, wie es auf amerikanischer Seite verstanden wurde).

Ein weiteres Beispiel für ein Verb, das im Rahmen eines Gesprächs möglicherweise noch riskanter, garantiert aber peinlicher werden kann: to knock up. Es wird im Britischen Englisch hauptsächlich in der Bedeutung „bei jemandem anklopfen“ bzw. „jemanden kontaktieren“ verwendet, während dasselbe Verb in der amerikanischen Umgangssprache in erster Linie die Bedeutung „jemanden schwängern“ trägt.
Die englische Sprache bietet eine Vielzahl an ähnlichen (und mehr oder weniger heiklen) Beispielen, die ein Gespräch tatsächlich gefährden können.

Natürlich lässt sich in diesem Zusammenhang noch sehr viel mehr sagen: so gibt es zum Beispiel intransitive Verben, die in den USA transitiv verwendet werden. Während ein Sprecher der britischen Variante to appeal against sagen würde, nutzt man in den USA einfach die Form to appeal (um im Rechtswesen zum Beispiel Berufung gegen das Urteil eines Gerichts einzulegen). So auch ein Verb aus dem alltäglichen Sprachgebrauch: to write (to write sth. to sb. im Britischen Englisch wird oft zu to write sb. im Amerikanischen Englisch).

Die Liste der Unterschiede kann mit der abweichenden Verwendung von Präpositionen und temporalen Ausdrücken, sowie Rechtschreibung und Wortschatz fortgesetzt werden … und natürlich mit dem Thema Aussprache (mit dem wir uns an anderer Stelle aber genauer auseinandersetzen wollen).

Wir könnten hier natürlich noch seitenweise Unterschiede anführen, die oben angegebenen Beispiele sollten aber reichen, um deutlich zu machen, dass die internationale Kommunikation und die Lokalisierung von Texten für eine spezifische Zielgruppe nicht auf die leichte Schulter genommen werden darf. Vor allem dann, wenn man auf dem weltweiten Markt ernst genommen werden will.

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